Auf der einen Seite steht der transaktionsgetriebene eCommerce-Bereich, in dem die Produkte traditionell im Vordergrund stehen, auf der anderen die informationsgetriebenen und inspirierenden Inhalte des Content-Marketings. Wie passt das zusammen? Wir zeigen Euch, mit welchen Herangehensweisen Content-Marketing im eCommerce-Bereich funktioniert, um Nutzer nicht nur zu unterhalten, sondern gleichzeitig auch zum Kauf zu bewegen.

Warum hochwertiger Content im eCommerce immer wichtiger wird

Der eCommerce-Bereich wÀchst und wÀchst. Laut einer Studie des E-Commerce Verbands verzeichnet der Online-Handel in Q3 2017 ein Umsatzplus von neun Prozent im Vergleich zum dritten Quartal 2016. Immer mehr Menschen kaufen Produkte online, das verschÀrft allerdings auch die Konkurrenzsituation der Online-HÀndler.

ZwangslĂ€ufig kommt es deshalb auch im Online-Marketing zu einem Umdenken in der Branche. SEO-Content allein reicht nicht mehr aus: Einerseits ist die Wahrscheinlichkeit fĂŒr kleinere Shops relativ gering, mit den umkĂ€mpften transaktionsgetriebenen Keywords wie „Schuhe kaufen“ prominent auf den Ergebnisseiten der Suchmaschinen zu erscheinen, und selbst viele lukrative Nischen-Keywords sind heute belegt. Andererseits wird spĂ€testens mit dem Panda-Update von Google die Nutzererfahrung zum Rankingfaktor – nur Inhalte mit Mehrwert fĂŒr den Leser setzen sich langfristig durch.

Das bedeutet, dass auch der transaktionsgetriebene eCommerce-Bereich immer mehr auf hochwertigen Content setzen muss, sei es, um die eigene Auffindbarkeit zu steigern oder um sich von der breiten Massen abzuheben. Doch wie gelingt der BrĂŒckenschlag zwischen den informierenden, Rat gebenden und unterhaltenden Inhalten im Content-Marketing und Conversions bzw. VerkĂ€ufen im eCommerce?

Wie eCommerce und Content-Marketing zusammenpassen

Große Handels-Marken, aber auch innovative Startups nutzen Content-Marketing bereits als meistgenutzte Kommunikationsdisziplin fĂŒr die eCommerce-AktivitĂ€ten. Im Folgenden zeigen wir Euch, wie Produkt-Content fĂŒr die unterschiedlichen Phasen im Sales-Funnel aussehen kann. Unterscheiden lassen sich im Wesentlichen drei verschiedene Herangehensweisen: Inspiration, Information und Emotion.

Content, der inspiriert – das KĂŒchen-Startup „Springlane“

Das DĂŒsseldorfer Unternehmen „Springlane“ handelt online mit Kochutensilien. Hauptattraktionen der Seite sind allerdings weniger Töpfe und HaushaltsgerĂ€te, sondern das Online-Magazin mit seinen Rezepten und Kochideen.

Quelle: Eigener Screenshot (https://www.springlane.de/magazin/rezeptideen/)

Nutzer bekommen hier hochwertige Essensbilder und konkrete Anleitungen zur Zubereitung geboten. Garniert wird das Ganze mit Einblendungen der passenden Produkte. Hier ein Verweis auf den geeigneten Kochtopf zum Gericht, dort ein Link zum idealen Backset. Das Erfolgsrezept dahinter: Anstatt direkt Produkte zu bewerben, schafft „Springlane“ eine Inspirationsquelle fĂŒr Hobbyköche, die zu neuen Herausforderungen am Herd animiert werden – ganz nebenbei werden die eigenen Produkte eingestreut, die bei der Zubereitung helfen.

Dieser Ansatz lĂ€sst sich auf verschiedene Lifestyle-Produkte im eCommerce ĂŒbertragen, mit denen Kunden sich selbst verwirklichen können – sei es im Mode-, Heimwerker- oder Sport-Bereich. Hosen, Akkubohrer oder Yogamatten entfalten erst im Besitz des Kunden ihr individuelles Wertschöpfungspotenzial. Hier kann das Unternehmen mit Anwendungsbeispielen dienen, die nicht das Produkt, wohl aber seinen persönlichen Nutzen fĂŒr den Kunden in den Vordergrund stellen, etwa durch Styling-Tipps, DIY-Tutorials zum Bau der eigenen Gartenlaube oder ErklĂ€rvideos zu Yoga-Übungen.

Content, der informiert – das „Saturn“-Magazin Turn On

Thematisch weiter fortgeschritten im Sales-Funnel ist das „Saturn“-Magazin Turn On angesiedelt. Der ElektrofachhĂ€ndler bewirbt jedoch auch hier nicht einfach sein Sortiment, sondern setzt unter anderem auf ausfĂŒhrliche Testberichte zu aktuellen Produkten. Wie schlĂ€gt sich das neue iPhone, fĂŒr wen eignen sich die neuen Bluetooth-Kopfhörer der Marke XY und was taugt der Apple TV 4K?

Quelle: Eigener Screenshot (https://www.turn-on.de/tech/tests)

Mit einer differenzierten Perspektive auf das eigene Sortiment schafft „Saturn“ zu allererst GlaubwĂŒrdigkeit und stellt in seiner Content-Strategie das Interesse potenzieller Kunden ins Zentrum, ohne Kaufhandlungen zu forcieren: ausfĂŒhrliche (Positiv- und Negativ-) Bewertungen der Produkte, anstelle von klassischen Produktanpreisungen. Der Nutzer fĂŒhlt sich verstanden und informiert. Weil „Saturn“ damit aktiv bei der Kaufentscheidung unterstĂŒtzt, wĂ€chst schließlich auch die Wahrscheinlichkeit, dass ein Nutzer – sofern ein Kaufinteresse besteht – seine Bestellung auch direkt bei „Saturn“ vornimmt.

ErklĂ€rungsbedĂŒrftige Produkte, etwa im Bereich der Unterhaltungselektronik, verlangen nach einer informationsgetriebenen Content-Ausrichtung, in der die Produkte zwar direkt thematisiert werden können, das InformationsbedĂŒrfnis der Kunden allerdings im Mittelpunkt stehen muss. „Saturn“ platziert sich mit seiner Tech-Expertise als möglichst neutraler Kaufberater, der die VorzĂŒge und Nachteile einzelner Produkte fĂŒr unterschiedliche Kunden aufzeigt. Der ElektrofachhĂ€ndler macht damit vor, wie Unternehmen mit komplexeren Artikeln letztlich von einer Vertrauensbasis profitieren können, die durch Content-Marketing geschaffen wird.

Content, der berĂŒhrt – die Rausch-Story

Schokoladenprodukte und Edelkakao sind das GeschĂ€ft der Rausch GmbH. Um ihre Produkte online zu verkaufen, wĂ€hlt Rausch einen emotionalen Content-Ansatz. Auf der Website wird im Bereich „Herkunft“ die Entstehungsgeschichte der Edelschokolade mit TextbeitrĂ€gen, Bildern, Grafiken und Videos anschaulich aufbereitet. Das ist informativ, schafft jedoch vor allem SensibilitĂ€t fĂŒr das Thema: Rausch gibt Einblicke in den Arbeitsalltag der Kakaobauern in SĂŒdamerika, erklĂ€rt die KomplexitĂ€t unterschiedlicher Kakao-Aromen und lĂ€sst dabei verschiedene Mitarbeiter des Unternehmens zu Wort kommen.

Quelle: Eigener Screenshot (https://www.rausch.de/edelkakao/herkunft)

Damit positioniert sich Rausch nicht nur als Experte, sondern festigt seine Reputation als Traditionsunternehmen, das sein GeschÀft aus Leidenschaft betreibt. Die Produkte sind in diesem Content-Szenario zwar Ausgangspunkt des Storytelling-Ansatzes, den entscheidenden Unterschied zu klassischer Produkt-Werbung macht allerdings die ErzÀhlperspektive. Im Zentrum stehen die Firmengeschichte und eine detaillierte Aufbereitung des Herstellungsprozesses. Es geht weniger um das fertige Produkte als um die Menschen und die Kultur dahinter.

Angesprochen werden hiermit vorrangig Nutzer, die bereits weiter fortgeschritten im Sales-Funnel sind. Das Unternehmen hebt sich von der Konkurrenz ab und wird eben nicht mehr nur als einer von vielen Schokoladenproduzenten am Markt wahrgenommen. Mit diesem einzigartigen Narrativ kann Rausch Interessenten letztlich zu einer Kaufentscheidung zu seinen Gunsten bewegen.

Ein Beispiel fĂŒr erfolgreiches Branding, dem auch andere große Marken folgen. Auf Konzernebene eignet sich Content-Marketing, um Transparenz herzustellen und NĂ€he zum Nutzer aufzubauen. Rausch betont die Leidenschaft zum Produkt und die Menschlichkeit im Unternehmen und kann so an GlaubwĂŒrdigkeit gewinnen.

Dass es auch anders geht, zeigen große Unternehmen wie „Ritter Sport“ oder „True Fruits“. Sie wĂ€hlen etwa einen Storytelling-Ansatz mit unterhaltendem, humorvollem Snackable-Content in den sozialen Medien. „Ritter Sport“ prĂ€sentiert beispielsweise fiktive Schokoladensorten passend zu aktuellen Alltagsthemen und kommt so ins GesprĂ€ch mit potenziellen und bestehenden Kunden.

Quelle: https://twitter.com/RITTER_SPORT_DE/status/878523143471734785

Konkrete Vorgehensweise im eCommerce fĂŒr Content-Marketing-Verantwortliche

Wie in den Beispielen gesehen, muss jedes Unternehmen seine eigene Content-Strategie entwickeln – abhĂ€ngig von den Produkten, der Firmengeschichte und natĂŒrlich den BedĂŒrfnissen ihrer Zielgruppen. Diese drei Schritte helfen Euch, eine passende Content-Strategie zu entwickeln:

1. Themenfeld abstecken

Welche Produkte biete ich an und welche Fragen könnten potenzielle Kunden hierzu haben? Je nach Portfolio und Zielgruppe lĂ€sst sich bereits die grundsĂ€tzliche Content-Ausrichtung festlegen. Lifestyle-Produkte aus den Bereichen Mode, ErnĂ€hrung, Sport etc. lassen sich durch Anwendungsbeispiele (Trends, Rezepte, TrainingsĂŒbungen etc.) in Szene setzen. Komplexe, erklĂ€rungsbedĂŒrftige Produkte verlangen nach anschaulich aufbereiteten Informationen. Produkte mit einem, komplexen ungewöhnlichen Herstellungsprozess oder Firmen mit einer spektakulĂ€ren Geschichte oder innovativen Firmenphilosophie bieten Stoff fĂŒr Content, mit der sich eine emotionale Bindung zu potenziellen Nutzern herstellen lĂ€sst.

2. Content-Strategie entwickeln

Allen voran mĂŒssen die Inhalte auf die unterschiedlichen Kaufphasen im Sales-Funnel abgestimmt werden. Mit produktnahem Content, wie etwa Testberichten, werden Nutzer angesprochen, die bereits kurz vor ihrer Kaufentscheidung stehen, Branding durch Unterhaltungsformate und andere Storytelling-AnsĂ€tzen sorgt fĂŒr die notwendige Abgrenzung zur Konkurrenz. Rezepte und andere How-to-Formate bieten dagegen einen Mehrwert unabhĂ€ngig vom Produkt. Sie wecken zunĂ€chst ein BedĂŒrfnis nach bestimmten Produkten.
Anschließend geht es an die Wahl der richtigen KanĂ€le. Inspirierender How-to-Content lĂ€sst sich etwa ideal in einem Blog oder Magazin-Bereich umsetzen, Unterhaltungsformate oder Gewinnspiele dagegen funktionieren vorrangig in den sozialen Netzwerken. Infotainment-Formate wie Quiz & Co. sind in beiden Bereichen gut angesiedelt.

3. Content Audit

Was ist bereits vorhanden, was lĂ€sst sich wiederverwerten? Bevor es an die Content-Erstellung geht, sollte zunĂ€chst der Content-Bestand gesichtet werden. Möglicherweise gibt es bereits Inhalte auf der Seite, die sich im Rahmen der Content-Marketing-Strategie verwenden lassen. Gegebenenfalls lassen sich aus den Fragen im FAQ-Bereich oder Nutzer-Kommentaren in sozialen Netzwerken Themen fĂŒr Blogartikel entwickeln.

eCommerce und Content-Marketing – es wĂ€chst zusammen, was zusammengehört

Content-Marketing birgt im eCommerce-Bereich ein hohes Wertschöpfungspotenzial, das auf dem Aufbau einer langfristigen Nutzerbeziehung basiert. Die Beispiele zeigen, wie Online-Shops informative und mitreißende Content-Welten um die Produkte herum aufbauen können. Hier zahlt Content-Marketing jeweils auf die GlaubwĂŒrdigkeit und das Image des Unternehmens als vertrauenswĂŒrdiger HĂ€ndler ein, sodass aus Besuchern wiederkehrende Interessenten werden.

Sei es durch Rezepte, Produkttests, Hintergrundinformationen zur Herstellung oder Humor – Unternehmen, die Nutzern fortlaufend einen Mehrwert in ihrem Alltag bieten, werden eher bei ihrer Kaufentscheidung berĂŒcksichtigt. Wenn die Produkte auf diese Weise intelligent in die Inhalte integriert werden, lĂ€sst sich die gewonnene GlaubwĂŒrdigkeit langfristig monetarisieren.


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