Der arte-Effekt – und was man im Content Marketing daraus lernen kann

    Im September machte ein Tweet von arte die ganz große Runde in den Online-Medien.  Das Twitterteam des Deutsch-Französischen Senders korrigierte augenzwinkernd einen Tweet der Kollegen von RTL. Diese hatten versucht, einen Witz auf Kosten des Kultur-Senders zu machen. Leider mit einem Schreibfehler. Extrem gute 20.000 Likes und fast 8.000 Retweets bekam arte für diesen trockenen Konter.

     


    Die Beliebtheit des Senders zeigt sich auch bei Umfragen zum Fernsehkonsum in Deutschland. Dort erhält arte regelmäßig eine „theoretische“ Einschaltquote von über fünf Prozent der Fernsehzuschauer. Misst man aber den tatsächlichen Fernsehkonsum, kommt eine deutliche geringere Zahl heraus: Dank stetigem Zuschaueranstieg in den letzten zehn Jahren ist arte 2016 bei einem Prozent Marktanteil angekommen. Das ist nur ein Fünftel der Umfragewerte. Kein kleiner Unterschied. Wie kommt es dazu?

    Dschungelcamp oder arte – eine Frage des Images

    Kind mit Brille hat eine Idee und hebt den Finger

    Die Erklärung: arte funktioniert vor allem als starke Marke, mit der man sich gerne schmückt. Wenn einer sagt, dass er arte schaut, dann ist er wohl entweder gebildet oder intelligent oder – am allerwahrscheinlichsten – beides. Wenn man allerdings sagt, dass man RTL (8,3% Martktanteil) schaut, dann wird nicht selten eine Entschuldigung hinterhergeschoben: Nur zum Runterkommen nach der Arbeit. Und natürlich nur ironisch.

    Was wollen Eure User wirklich?

    Die entscheidende Lektion dieser Geschichte: Beim Medienkonsum gibt es einen großen Unterschied zwischen dem, was die Menschen tatsächlich konsumieren, und dem, wovon sie glauben, dass sie es gerne konsumieren. Während sie behaupten, dass sie gerne arte schauen, schauen sie in Wahrheit das Dschungelcamp. Das ist der „arte-Effekt“.

    Für das Content Marketing bedeutet das: Umfragen unter den Medienkonsumenten sollten unbedingt kritisch hinterfragt werden. Häufig geben Menschen in solchen Umfragen nämlich an, „Information“ zu suchen. Wenn sie dann aber tatsächlich die Maus in die Hand nehmen, klicken sie am Ende in sehr vielen Fällen dann doch eher auf unterhaltende Inhalte.

     

    Über den Autor:

    Jonathan Scholz war von 2011 bis 2015 bei Torben, Lucie und die gelbe Gefahr tätig, die letzten Jahre in leitender Position. Seit 2015 ist er als freiberuflicher Experte in den Bereichen Social Media und Content Marketing für verschiedene Agenturen und Unternehmen beschäftigt.  Zu den von ihm betreuten Kunden gehören und gehörten Lufthansa, BVG, E.On, Zalando, Spotify, und viele weitere.