Früher fuhr ich in die Stadt zum Shoppen. Eine Mischung aus Kaufhäusern, größeren Läden sowie kleinen Boutiquen erwartete mich – etwas für jeden Geschmack, aber nicht zu viel. Wollte ich etwas im Garten pflanzen, kaufte ich in der Gärtnerei um die Ecke ein. Zur Weihnachtszeit schob ich mich mit Tausenden anderer Last-Minute-Einkäufer durch die Fußgängerzone, ebenso im Sommer- wie im Winterschlussverkauf. Diese Zeiten habe sich durch die Möglichkeit des Online-Shoppings drastisch geändert:
Theoretisch müssten Sie das Haus überhaupt nicht mehr verlassen und könnten trotzdem in den neuesten Klamotten zu reduzierten Preisen herumlaufen, Ihren Kühlschrank bestücken und Ihren Garten erblühen lassen. Zu lesen hätten Sie alles, was Sie sich nur wünschten, und Sie könnten sich täglich Zutaten für die ausgefallensten Gerichte vor die Haustür liefern lassen.
Auswahl haben Sie genug – im Netz sprießen Anbieter zum bequemen Shoppen im Netz sowohl großer Marken als auch kleiner Firmen mit Produkten und Serviceleistungen geradezu aus dem Boden.
Laut dem Handelsverband Deutschland wird der Einzelhandel in Deutschland in diesem Jahr mit E-Commerce 38,7 Milliarden Euro erwirtschaften. Das entspricht einer Steigerung von 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In den USA wird bis zum Jahr 2017 ein jährlicher Umsatz des
E-Commerce-Einzelhandels von 338,9 Milliarden US-Dollar prognostiziert (eMarketer).
Für Anbieter stellt sich zunehmend die Frage: Wie bringe ich meine Kunden dazu bei meinem Online-Shop zu bestellen? Dies ist vor allem dann der Fall, wenn das Produkt nicht unbedingt ein Nischenprodukt ist. Neben einer ansprechenden und übersichtlichen Seite mit sicherem und einfachem Bestellvorgang, stellen sich heute weitere Anforderungen an Seitenbetreiber: Das Pre-Shopping im Internet macht 84 Prozent der Kaufentscheidung aus und der durchschnittliche Konsument nutzt mehr als 10 Informationsquellen, bevor er tatsächlich bestellt.
Was bedeutet das für Online-Shops? Wer klug agiert, macht die eigene Seite und die dazugehörigen Distributionskanäle zu einem regelrechten Zentrum für Information und Kundennähe. Er liefert Nützliches, beantwortet Fragen und gibt Anregungen – das Shoppen ist erstmal sekundär.
Wir haben uns Beispiele von B2C-Unternehmen im
E-Commerce herausgesucht, die ihren Kunden neben reinen Produkt-Beschreibungen noch mehr bieten.
Content Marketing des Online-Shops Bauhaus
Der Spezialist für Werkstatt, Haus & Garten, Bauhaus, überzeugt mit seinem Online-Auftritt vor allem dadurch, dass das Unternehmen ausführliche Informationen und praktische Tipps für seine Kunden kostenlos anbietet. Im Ratgeber-Bereich gibt es zahlreiche Themen in sechs Kategorien geordnet, die Interessenten dabei helfen ihr Eigenheim selbst zu gestalten. Wer selbst Fliesen verlegen oder sein Bad komplett selbst einbauen möchte, wer einen Garten mitsamt Teich anzulegen oder einfach nur Kräuter anpflanzen gedenkt – Bauhaus gibt detaillierte Anleitungen, die zum Teil auch per Video veranschaulicht werden.
Jede einzelne Anleitung besteht aus dem Tab “Anleitung” mit Schritt-für-Schritt-Erklärungen, die bebildert sind. Ein weiteres Tab gibt besonders nützliche Zusatztipps. Der Tab “Werkzeug und Material” zeigt dem Interessenten genau, was er benötigt um die Anleitung selbst umzusetzen. Bauhaus verzichtet sogar darauf auf seinen Shop zu verlinken. Der Besucher muss erst wieder in den Shop klicken, um Materialien und Werkzeuge zu bestellen (das Unternehmen bietet auch Werkzeuge zum Mieten an).
Skeptiker wenden nun vielleicht ein, dass Bauhaus Kunden verliert, wenn es sein Expertenwissen umsonst anbietet und User lediglich das Wissen abgreifen, ohne bei Bauhaus zu kaufen. Aber wo werden User suchen, wenn sie selbst ihren Garten anlegen, ihre Küche renovieren, ihre Wohnung streichen möchten? Wenn Bauhaus all diese Informationen leicht umsetzbar bietet, ist es mehr als nahe liegend, dass genau diese User auch zu Bauhaus fahren oder online bestellen.
Fazit
Die kostenlos bereit gestellten Informationen vertiefen das Vertrauen in das Unternehmen ungemein. Geboten wird genau das, was potenzielle Kunden suchen – und zwar praktisch und einfach. Zusätzliche Serviceangebote, wie die Vermietung von Werkzeug oder die Durchfürhung von Veranstaltungen (z.B. deutschlandweite Heimwerkerkurse für Frauen, Fachseminar sowie Bastel-Aktionen für Kinder) verstärken den Eindruck, dass das Unternehmen auf der Seite der Kunden steht, deren Bedürfnisse kennt und bedient.
Was Sie von Bauhaus lernen können
Analysieren Sie die Fragen und Probleme Ihrer Zielperson. Welchen Informationsbedarf hat sie und wie können Sie diesen erfüllen? Sie werden zu einem unverzichtbaren Content-Lieferant, den Ihre Kunden wegen Ihrer Inhalte immer wieder aufsuchen. Wagen Sie den Schritt in die digitale Welt, auch wenn Ihr hauptsächliches Business sozusagen “auf der Straße” stattfindet. Kunden informieren sich vor einer Kaufentscheidung online, auch wenn sie im Laden einkaufen. Seien und bleiben Sie präsent mit hilfreichen Informationen, die in die Tiefe gehen.
Bildnachweis:
Screenshot https://www.bauhaus.info/