Ein Blog ist die optimale Maßnahme um Kunden wertvolle Informationen zu geben und im Kaufprozess zu unterstützen. Content Marketing mit einem Blog ist ein effizientes Mittel, um aus der Vielzahl der Angebote hervorzustechen und sich vom Wettbewerb abzuheben. Wie sehen das Unternehmen in Deutschland? Wie ansprechend, nützlich und aktuell setzen sie Inhalte um?
Wir haben deutsche Blogs namhafter Unternehmen unter die Lupe genommen. Folgende Kriterien waren uns dabei wichtig:
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- Aktualität: Wie aktuell ist der Blog? Wurde der letzte Artikel vor einem Monat eingestellt oder wird er regelmäßig aktualisiert?
- Design: Wie ansprechend ist der Blog? Wird die Identität des Unternehmens visuell transportiert?
- Technik: Ist der Blog responsive und entspricht modernen technischen Standards (oder benutzt er Flash)?
- Channel-Marketing: Werden Bloginhalte in verschiedenen Channels (Social Media) verbreitet, gibt es einen Newsletter und Call-to-Action-Elemente? Wie ist die Usability?
- Inbound Marketing: Wird der Blog dazu genutzt, Interessenten und Kunden zu generieren und zu halten?
- Positionierung/Spezialisierung: Gibt der Blog Expertenwissen weiter und wird wertvoller Brand-Content veröffentlicht?
- Content Strategie: Hat sich das Unternehmen mit den angebotenen Inhalten auseinandergesetzt, arbeitet strategisch und man kann einen roten Faden erkennen?
- Inhaltliche Qualität: Sind die Inhalte ansprechend, gut geschrieben und überzeugend?
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Bei unserer Blog-Bewertung haben wir zu jedem der Kriterien eine Sterne-Bewertung von 1 bis 5 vergeben.
(1 = schlecht, 5 = hervorragend)
Der Blog von Tchibo
Tchibo, das private deutsche Unternehmen für Kaffee, der zusätzlich unter dem Slogan “Jede Woche eine neue Welt” Produkte rund ums Wohnen und Mode vertreibt, setzt seit 2011 einen Corporate Blog um. Auf der Hauptseite von Tchibo lässt sich allerdings nirgendwo ein Verweis auf den Blog finden. Das ist schade, denn so wird wichtiges Potenzial verschenkt.
Sandra Coy ist Chefredakteurin des Blogs und von Beginn an dabei. Unterstützt wird sie von 10 Tchibo-Mitarbeitern, die Einblick ins Unternehmen geben.
Ziel des Blogs ist es einen authentischen Stil umzusetzen und interessante Inhalte zu kommunizieren. Explizites Statement von Tchibo: “Alle Blog Beiträge sind unzensiert und ungefiltert. Die Artikel werden nicht von Agenturen geschrieben und entsprechen den persönlichen Ansichten der Mitarbeiter, nicht zwingend dem offiziellen Unternehmensstandpunkt.”
Zusätzlich zu den eigenen Blogartikeln kooperiert der Blog mit externen Bloggern, die Tchibo-Produkte testen und in ihrem eigenen Blog vorstellen.
Als eigene Rubrik gibt es Videos, die zum Beispiel die Kaffeeernte in Brasilien zeigen oder die Gestaltung einer gemeinsamen Wohnung dokumentieren – natürlich mit Tchibo-Produkten.
Die Blog-Bewertung im Detail
Die Blogartikel erscheinen regelmäßig in einem Rhythmus von 2 bis 4 Tagen. Dabei wechseln sich Mitarbeiter und Gastredakteure ab. Gastredakteure sind in der Regel Praktikanten bei Tchibo oder externe Lieferanten von Kaffee.
Der Blog nimmt das Design der Unternehmensseite auf, auch wenn auf der Seite des Blogs Blau die dominante Farbe ist, während die Hauptseite Braun als Hauptfarbe wählt. Insgesamt ist das Design übersichtlich, der User findet sich schnell zurecht. Neben den Blog-Themen gibt es einen Newsroom, der die aktuellsten Meldungen zusammenfasst und Informationen für die Presse bereitstellt. Wo der Blog mit einer guten Übersicht und klarer Struktur punktet, fällt er bei der Bildsprache ab. Vor allem die Teaser-Bilder sind sehr klein und wenig ansprechend. Die einzelnen Artikel geben in Sachen Bildsprache schon mehr her.
Der Header des Blogs ist starr, schon beim dritten Besuch auf der Seite wirkt dies ziemlich unattraktiv.
Im responsive Design schneidet der Blog sehr gut ab. Alle Texte und Bilder lassen sich auf Handys und Tablets gut lesen. Lediglich die Social Media Buttons sind auf mobilen Geräten nicht zu sehen.
Tchibo ist auf allen wichtigen Social Media Sites vertreten. Alle Kanäle sind auf der rechten Seite auf der Homepage angezeigt und die einzelnen Artikel können via Facebook, Twitter & Co. geteilt werden. Die aktuellsten Kommentare zu einzelnen Posts gibt es rechts auf der Homepage auf einen Blick. Die Facebook-Seite wechselt Posts von Tchibo.de und vom Blog ab. Die Pinterest, Google+ sowie Instagramseite sind optisch gut aufgestellt.
Der Blog von Tchibo dient nicht dazu, Kunden langfristig an das Unternehmen zu binden und Leads zu generieren. Wer dran bleiben möchte, der muss selbst wieder vorbeischauen. Eine Anmeldung für einen Newsletter gibt es an keiner Stelle. Auch finden User keine nützlichen und weiterführenden Materialien zum Download.
Positionierung/Spezialisierung
Die Positionierung des Unternehmensblogs ist unklar, was daran liegt, dass relativ viele Mitarbeiter Beiträge liefern. Zwar sind die Themen in fünf Kategorien unterteilt, trotzdem ist die Orientierung kompliziert. Somit fällt es Besuchern der Seite schwer, den Blog mit Adjektiven zu füllen. Wie ist der Blog? Was zeichnet ihn aus? Was sind seine Inhalte? Was nützt er? Diese Fragen lassen sich nicht so einfach beantworten.
Sehr positiv hervorzuheben ist, dass Tchibo einen Unternehmens-Blog umsetzt, vor allem zeigt der Blog Konstanz und einen langen Atem. Für Besucher fehlt es bedauerlicherweise an klaren Strukturen. Die Strategie hinter dem Blog ist etwas diffus. Ebenso ist uns nicht klar, an wen sich der Blog wendet.
Die Qualität und Themenauswahl der einzelnen Artikel variieren stark. Klar, Authentizität ist erklärtes Ziel und das möchten wir positiv hervorheben, aber deshalb muss es noch lange nicht langweilig werden. Der Blog spricht nicht mit einer einheitlichen “Unternehmenssprache”, der rote Faden fehlt und es wird keine richtige Story erzählt. Tchibo hätte sehr vieles zu erzählen. Spannende Themen rund um die Welt des Kaffees.
Wie wird Kaffee hergestellt? Wie sind die Bedingungen der Arbeiter, wie kommt der Kaffee vom Produzenten in den Laden? Diese Themen greift der Blog zwar auf, aber sie werden weder hervorgehoben, noch sind sie anschaulich und mit Leidenschaft umgesetzt. Und so vergibt Tchibo das Potenzial seine Kunden auf einer emotionalen Ebene mit tollen Stories zu erreichen.
Zum Beispiel der Beitrag “Von der Ernte bis zur Kapsel“, der wirklich ein spannendes Thema behandelt: Dem Video, zum Teil direkt in Brasilien gefilmt, fehlt das Ambiente: Die Info “die Fläche ist Natur pur” wird bildlich beinahe vollkommen ausgeblendet. Auch der restliche Beitrag des Films erklärt wenig und bei Minute 1:22 ist der Kaffee auch schon im Hamburger Hafen – schade für den User und vor allem schade, dass ein renommiertes Unternehmen so wenig Liebe und Enthusiasmus in die Erstellung ihres Contents steckt!
Der User wird auch in anderen Videos nicht mitgenommen. Es entwickelt sich keine Story und es wird wenig erzählt. Der User bleibt da, wo er schon zu Beginn stand – draußen! Der ansprechende Titel “Hitze, Staub und grüner Kaffee” lässt hoffen – wird jedoch sofort getrübt, wenn der Tchibo-Mitarbeiter nuschelt: “Ich steh jetzt hier mal vor so einem Baum, wir haben ein sehr grünes Blattwerk” – das sind leider unbefriedigende Informationen und nach diesem Video kann keiner sagen, wie denn nun Kaffee angebaut wird oder was die zwei Tchibo-Mitarbeiter eigentlich gemacht haben.
Unser Fazit
Tchibo verschenkt viel Potenzial . Technisch gut aufgestellt, die Social Media Seiten sind ansprechend, Ressourcen und Material hat Tchibo genug – nur fehlt es an einer geradlinigen Strategie, wirklich wertvollen Inhalten und einer mitreißenden Umsetzung. Bekäme der Leser etwas mehr Experten-Know-how vermittelt und könnte er spannende Inhalte per Newsletter abonnieren – dann wäre Tchibo ein sehr guter Blog.
Bildnachweis:
©https://blog.tchibo.com/