Storytelling: Kaum eine andere Kunstform ist so alt und etabliert wie das Geschichten erzählen. Die Kunst des Storytellings ist gleichsam die eindrücklichste Art Inhalte zu präsentieren wie auch die schwierigste.
In dieser kleinen Serie geben wir Ihnen hilfreiche Tipps, wie Sie spannende und unterhaltsame Geschichten konzipieren, schreiben und vermitteln können.
Klopfen Sie Ihre Stories auf mögliche Kritik ab
Stories sollen bewegen und positive Gefühle hervorrufen. Klar, wer auf sich aufmerksam machen möchte, kann dies durchaus auch, indem er provoziert und verärgert.
Es ist jedoch wichtig, dass Sie als Unternehmen möglicher Kritik zuvorkommen. Sonst kann Ihre aufwendig produzierte Story nach hinten losgehen und Sie sehen sich einer Welle an Empörung ausgesetzt. Versetzen Sie sich also immer sowohl in die Rolle Ihrer Kunden, die Ihre Story lesen oder ansehen sowie in die Rolle Ihres Protagonisten. Mit gewissem Abstand lässt sich sehr schnell erkennen, ob Ihr Video auch anders interpretiert werden kann als es möglicherweise Ihre Intention war.
Das amerikanische Kosmetikuntenehmen Veet etwa setzte erst kürzlich einen Werbespot zu einem Enthaarungsprodukt wegen weitflächigen Protesten wieder ab. Ein passendes Beispiel ist ebenfalls das Video Coca Cola Hapiness. Ob es dem Unternehmen letztendlich genutzt oder geschadet hat, sei hier dahin gestellt. Es zeigt jedoch anschaulich auf welch schmalem Grad sich Stories von Unternehmen bewegen können.
Das Video von Coca Cola zeigt Arbeiter aus Südostasien in Dubai, die weit weg von ihren Familien leben und arbeiten müssen. Anrufe nachhause sind teuer und daher selten. Das Unternehmen Coca Cola baute daher eine so genannte “hello hapiness”-Telefonzelle auf, die mit Verschlussklappen der Cola-Flaschen statt mit Münzen funktioniert. Im kleinen Clip zeigt sich alsbald, wie glücklich die Arbeiter sind, wenn sie – dank des Getränkeunternehmens – Kontakt zu ihren Familienangehörigen aufnehmen können.
Das Video, das sehr häufig gesehen und geteilt wurde, macht deutlich, dass emotionale Geschichten schnell anders interpretiert werden als es das Unternehmen vielleicht möchte. Ein ausführlicher Blog-Artikel des US-Magazins New Yorker schreibt, nachdem die Autorin einen Mitarbeiter von Human Right Watch interviewte:
Coke benutzt nicht nur die Nierdiglohnarbeiter dazu um sein Produkt zu bewerben, sondern verlangt zudem, dass die Arbeiter selbst ihre Colaflaschen kaufen zu einem Preis, der ein Zehntel ihrer Tageseinkommens verschlingt – um seine speziellen Telefonzellen zu benutzen.
Diskriminierend, ignorant und arrogant, sind die Adjektive, die sowohl im Artikel des New Yorkers durchklingen als auch in den Kommentaren auf YouTube. Adjektive, die Unternehmen lieber nicht im Zusammenhang mit ihrer Marke sehen.
Das Beispiel macht deutlich, dass es sich lohnt Unternehmens-Stories einer eingehenden Prüfung zu unterziehen.
Bildnachweis:
Screenshot https://www.youtube.com/watch?v=zlA9tXYxD8g